- Vorfluter: Gasteiner Ache
- Ausbaugröße: 60.000 EGW
- Belastung Tagesmittel 2022: 26.074 EGW60 BSB5
- Zulaufmenge Tagesmittel 2022: 6.394 m³/d
- Zulaufmenge gesamt 2022: 2.333.752 m³
- Gesamtlänge Kanal: 222 km
- Mitgliedsgemeinden:
Dorfgastein, Bad Hofgastein, Bad Gastein - Art der Reinigung: 3-stufige Kläranlage mit Schlammfaulung
- Inbetriebnahme: 1981
- Erweiterung 1: 2001
- Erweiterung 2: 2018
Die im Jahr 1981 errichtete Kläranlage stellt das Herzstück des Gasteiner Reinhalteverbandes dar. Sie liegt an einem der tiefsten Punkte im Gasteinertal, was einen Abwassertransport infolge des natürlichen Gefälles wesentlich erleichtert. Nach dem Bau der Kläranlage wurde diese jeweils im Jahr 2001 und im Jahr 2018 erweitert und an den aktuellen Stand der Technik angepasst. Die Ausbaugröße beträgt seitdem 60.000 Einwohnergleichwerte. Gleich wie andere Kläranlagen auch besteht die Verbandskläranlage in Dorfgastein aus einer mechanischen, einer biologischen und einer chemischen Reinigungsstufe. Die Funktionsweise dieser einzelnen Reinigungsstufen und ihre Aufgabe werden im folgendem im Detail beschrieben. All diese Prozesse werden kontrolliert, gesteuert und geregelt. Dies funktioniert zum Teil vollautomatisch, zum Teil werden auch manuell Proben genommen. Diese Proben werden im betriebseigenen Labor analysiert und auf Basis der Ergebnisse die Verfahrensparameter geregelt und kontinuierlich an die Anforderungen angepasst.
Zulauf / mechanische Reinigung
Das Abwasser gelangt über den 18,6 km langen Hauptsammler zur zentralen Kläranlage in Dorfgastein. Nach Verlassen des Verbandssammlers gelangt das Abwasser zunächst durch den Stufenrechen, anschließend in den Sandfang mit integriertem Fettfang und zuletzt in das Vorklärbecken. Dieser Bereich wird als mechanische Reinigungsstufe bezeichnet, in der sämtliche Grobstoffe vom Abwasser abgetrennt und entsorgt werden können. In dieser Stufe werden dann der im Vergleich zum Abwasser schwerere Sand und auch das leichtere Fett aus dem Abwasserstrom entfernt. Dies passiert im Sandfang durch die Ausnutzung der physikalischen Eigenschaften der zu entfernenden Stoffe. Durch das Einblasen von Luft in den Sand- und Fettfang entstehen Wirbel, welche die schweren Stoffe absinken und die leichten Stoffe an die Oberfläche aufsteigen lassen.
So setzt sich der Sand am Beckenboden ab und wird in die Sandwaschanlage gepumpt. Die dort aussortierten organische Bestandteile werden wieder in den Kreislauf der Kläranlage zurückgeführt. Der gereinigte Sand kann für diverse Anwendungsbereiche wiederverwendet werden. Die Fett- und Schwimmstoffe werden von der Oberfläche abgezogen und in die Faultürme gepumpt.
Nach dem Sand- und Fettfang durchfließt das Abwasser eine Ultraschallmessstrecke, in der die gesamte Zulaufmenge gemessen wird und die Zulaufschieber für Vorklärbecken und Regenbecken mengenabhängig gesteuert werden. Überschreitet der Zulauf nach aufgetretenen Niederschlägen einen gewissen Maximalwert, wird das Abwasser auch in die Regenbecken geleitet, um zu vermeiden, dass die Aufenthaltszeit in den darauffolgenden Reinigungsstufen zu kurz wird und die Reinigungsleistung abnimmt.
Im Vorklärbecken reduziert sich die Fließgeschwindigkeit aufgrund des großen Beckenvolumens und ein Großteil der verbliebenen Feststoffe im Abwasser setzt sich ab. Leichte Schwimmstoffe wiederum steigen auf und sammeln sich an der Wasseroberfläche. Sowohl die abgesunkenen als auch die Schwimmstoffe werden mit einem Räumer gesammelt und als sogenannter Primärschlamm der Faulung zugeführt.
Nach den Vorklärbecken ist die erste Reinigungsstufe, die sogenannte mechanische Reinigung abgeschlossen und das Abwasser erreicht nun das Kernstück der Anlage, die biologische Reinigungsstufe.
Biologische Reinigung
Die biologische Reinigungsstufe besteht aus vier Belebungsbecken. Über ein Zulaufgerinne wird das mechanisch gereinigte Abwasser kaskadenförmig durch die vier Belebungsbecken geleitet. Zusätzlich kommen Trüb- und Filtratwasser aus der Schlammentwässerung, sowie der Rücklaufschlamm aus den Nachklärbecken in die Belebungsbecken. Durch Einbringung von Sauerstoff wird in den Belebungsbecken der biologische Abbau von Bakterien und Mikroorganismen im sogenannten Belebtschlamm vorgenommen. Man unterscheidet im Wesentlichen den Abbau von Kohlenstoff (Schmutzstoffe) und den Abbau von Stickstoff und Phosphor (Nährstoff). Der Abbau von Kohlenstoff, Stickstoff und teilweise von Phosphorverbindungen erfolgt auf biologischem Weg und entspricht den Selbstreinigungsmechanismen der natürlichen Fließgewässer. Der geforderte Phosphorabbau wird durch eine chemische Fällung ermöglicht.
Durch die Schaffung von optimalen Lebensbedingungen mit hoher Organismendichte in konzentrierter Form, wird der Reinigungsprozess in den Belebungsbecken geregelt und gesteuert.
In den nachgeschalteten drei Nachklärbecken setzt sich der Belebtschlamm durch die Verringerung der Strömungsgeschwindigkeit am Beckenboden ab. Dieser Belebtschlamm wird mithilfe von drei Förderschnecken in die Belebungsbecken rückgeführt. Ein Teil des Schlammes wird als Überschussschlamm der Schlammbehandlung zugeführt. Das überlaufende gereinigte Abwasser läuft nun über die Ablaufrinnen in den Vorfluter, die Gasteiner Ache.
Sämtliche Prozessparameter werden dabei gemessen und dienen gleich wie die analysierten Ablaufproben als wesentliche Steuerungsparameter.
Chemische Reinigung
Ein Teil menschlicher Ausscheidungen die sich im Abwassers wiederfinden besteht aus gelösten Phosphorverbindungen, welche in den natürlichen Gewässern maßgeblich zur Algenbildung beitragen würden. Zwar wird auch auf natürlichem Weg Phosphor eliminiert, indem beim Abbau organische Kohlenstoffverbindungen in die Biomasse eingebaut wird, jedoch muss der Rest über einen chemischen Prozess in eine ungelöste Form überführt werden. Dies geschieht durch Zugabe von Eisen- oder Aluminiumsalzen, welche die gelösten Phosphate in einer Fällungsreaktion in ungelöste Phosphate umwandeln, und diese anschließend als Feststoffe aus dem Abwasser entfernt werden können.
Schlammlinie, Faulanlage, Schlammbehandlung
Der in der mechanischen Reinigung abgeschiedene Primärschlamm und entstehende Überschussschlamm aus der biologischen Reinigung wird zunächst eingedickt und in die zwei beheizten Faultürme gepumpt. Dort werden bei einer Temperatur von etwa 35-38°C unter Sauerstoffabschluss durch Bakterien und Mikroorganismen organische Bestandteile des Schlammes zersetzt. Bei diesem Prozess wird die organische Substanz im Klärschlamm reduziert und ein Abbauprodukt ist das sogenannte Biogas, welches sich vorwiegend aus Methan und Kohlendioxid zusammensetzt. Diese Energiequelle wird zum einen für den Betrieb des Blockheizkraftwerkes verwendet, in dem mittels eines Gasmotors Strom erzeugt wird. Das restliche Biogas wird zum Betrieb von zwei Gasöfen verwendet, welches gemeinsam mit der Abwärme des Blockheizkraftwerkes zum Beheizen der Faultürme und der Betriebsgebäude verwendet wird. Der ausgefaulte, stabilisierte Schlamm wird mittels Schneckenpresse mechanisch entwässert und anschließend in thermischen Verbrennungsanlagen extern verbrannt.
Mess-, Steuerung- und Regelungstechnik
Im Bereich der Abwassertechnik hat sich die Mess-, Steuerung- und Regelungstechnik seit der Gründung des Reinhaltverbands wesentlich geändert. Viele Prozesse werden mittlerweile in Echtzeit überwacht und gesteuert. Dennoch werden auch täglich manuell Abwasserproben des Zulaufes, nach der Vorklärung und im Ablauf genommen und im betriebseigenen Labor analysiert. Zur chemischen Analyse des Abwassers kommt auch noch die Untersuchung des anfallenden Schlammes. All die Ergebnisse werden dazu verwendet, die Prozessparameter stets auf die gegebenen Abwassereigenschaften anzupassen und den Reinigungsprozess so zu steuern, dass alle Grenzwerte eingehalten werden. Sämtliche Messparameter und Einstellungen werden im Betriebsprotokoll dokumentiert und seitens des Landes Salzburg werden auch in regelmäßigen Intervallen Fremdüberwachungen durchgeführt.
Da der Betrieb der Kläranlage rund um die Uhr gewährleistet sein muss und sämtliche Anlagenteile immer in Betrieb sind, ist eine entsprechende Wartung aller Anlagenteile von sehr großer Bedeutung. Um eine lange störungsfreie Funktionszeit der sehr kostenintensiven Maschinen zu gewährleisten, sind von den Klärfacharbeitern nach einem ausgearbeiteten Wartungsprogramm laufende und regelmäßige Wartungs- und Instandhaltungsarbeiten ordnungsmäßig durchzuführen. Diese sind in einem Wartungsprotokoll dokumentiert.